Mit dem Fahrrad vom Nordkap nach Gera
17.06.2015
Leider musste ich meinen ersten Radreiseblog wegen Schadsoftware löschen. Nach einigen Überlegungen habe ich mich nun doch entschlossen die Website wieder aufzubauen. So habe ich die Chance mich auf die schönsten und wichtigsten Dinge zu fokussieren und unnötigen Ballast an Daten auszusortieren.
Jetzt ist es soweit! Ich sitze im ADAC Bus von Jena nach Berlin, wo ich so gegen 23:00 Uhr ankommen werde. Das Problem mit dem Gepäck hatte mich heute immer noch fest im Griff. Hoffentlich wurde nichts Wichtiges vergessen? Irgendwas wird sicher fehlen. Heute Nacht wird im Zelt geschlafen und morgen Vormittag geht’s mit dem Radel zum Flughafen Tegel. 13:20 Uhr startet der Flieger nach Oslo.
Der Bus kam mit etwas Verspätung in Berlin an. Was mich verwunderte war, dass wir im Bus nur 2 Passagiere waren. Weiter ging es dann mit dem Rad zum Campingplatz am Flughafen Tegel. Im Dunkeln noch das Zelt aufgebaut. ( es geht nichts über eine gute Stirnlampe)
….Die Flüge verliefen alle planmässig und auch Ausrüstung und Gepäck sind ohne Verluste angekommen. Auf dem Zeltplatz in Hammerfest traf ich eine Gruppe aus Deutschland, die in einem mobilen Hotel unterwegs sind.
Heute morgen ging es sehr zeitig aus dem Schlafsack. Um 6:00 Uhr war die Abfahrt der MS Polarlys nach Honningsvag. Die Ankunft dort ist 12:00 Uhr. Von dort sind es noch ca. 30 km bis zum Nordkap.
Reise durch die Tundra 21.06.2015
Am Freitag Nachmittag ging es noch mit dem Rad zum Nordkap. Es war eine sehr anstrengende Fahrt mit 1300 Höhenmeter. Dafür aber ein wunderschönes Erlebnis. Oft werde ich von anderen Radfahrern oder Motorradfahrern angesprochen. Wo komme ich her, wie lange unterwegs, usw. Während der Vorbereitung wurde ich von vielen Freunden und Bekannten gefragt, ob ich diese Fahrt allein machen werde. Sie waren sehr erstaunt und skeptisch ob das denn auch funktioniert, so eine lange Strecke allein zu radeln. Nun, ich bin hier wirklich nicht allein. Als ich vom Nordkap zurück zum Campingplatz mal ein kleines Stück geschoben habe, hielt sofort ein Pickup und die Beifahrerin fragte ob ich denn Hilfe benötige. Super!
Gestern fuhr ich vom Norkapcamping bis nach Olderfjord. 105 km mit 652 Höhenmetern. Sehr kräfteraubend war die Fahrt durch den Norkaptunnel. 213 Meter unter dem Meer und 7 km lang. Die Landschaft verändert sich schon relativ schnell. Das Schöne am Radfahren ist auch, dass sich hinter jeder Kurve eine neue Perspektive der Landschaft bietet. Leider kann ich nicht an jeder schönen Stelle anhalten um zu fotografieren. In Olderfjord habe ich auf dem Campingplatz, direkt am Wasser übernachtet.Es ist Mittsommernachtund überall am Wasser sehe ich Lagerfeuer brennen. Am Morgen um 09:00 Uhr ging es weiter nach Alta. 99,2 km und 995 Höhenmeter. Anfangs an einem wunderschönen Fluss entlang, dann durch die Tundra, umgeben von teilweise schneebedeckten Bergen. Jetzt liege ich hier in meinem Zelt, der Regen prasselt aufs Dach und ich hoffe dass das Wetter morgen besser wird. Es geht weiter in Richtung Süden.Weitere Bilder folgen! Viele Grüße!
22.06.2015
Am Anfang eine kleine Fehlerkorrektur: Der Nordkaptunnel verläuft nur 213 m unter dem Meeresspiegel, nicht 2013. Scheint aber keiner gemerkt zu haben
Es hat fast die ganze Nacht geregnet. Zelt, Teile der Ausrüstung und einige Klamotten sind völlig durchnässt. Trotzdem geht es 9:15 Uhr vom Zeltplatz in Alta los, erstmal irgendwas zum Frühstücken ausfindig machen. Auf dem Zeltplatz gibt es kein Catering. In Alta finde ich einen Bäcker, perfekt! Kaffee, leckere Baguettes, Kuchen! Dann kehren hier auch zwei Mädels aus der Schweiz ein, die über Finnland mit dem Rad hier hoch gefahren sind. Also frühstücken wir zusammen und tauschen unsere Erfahrungen aus.
Die Geplante Route geht heute Richtung Kautokeino und soll entlang einer Nebenstraße, abseits der E6 führen. An einem Campingplatz am Ortsausgang von Alta erkundige ich mich nach der Strecke. Die freundliche Dame fragt mich auch gleich was ich für Reifen auf dem Rad habe. Die Strecke ist ihrer Meinung nach nur mit dem MTB zu befahren, mit dem Reiserad rät sie mir ab. Dadurch entgeht mir zwar der Anblick des eines der tiefsten Canyons in Europa, aber ich werde auch von der anderen Route nicht enttäuscht sein. Kautokeino liegt ca. 120 km südlich von Alta. Die E6 führt an einem Fluss entlang auf ein Hochplateau. Der Flusslauf begleitet mich ein ganzes Stück bergauf und bietet herrliche Aussichten. 683 Höhenmeter werden es heute Abend sein. Auf dem Weg nach oben fängt es an in Strömen zu regnen und auch Gewittergrollen setzt ein. Die Regenpants und Jacke sind übergezogen, lassen zwar kein Wasser rein, allerdings den Schweiß vom steilen Anstieg auch nicht raus. Egal wie, die Klamotten sind nass. Oben auf dem Plateau ist es kälter als unten und auch sehr windig. Ich habe Angst auszukühlen und muss mich weiter bewegen. Nach 63 km kommt ein Hostel und ich nehme mir kurzentschlossen ein Zimmer. Jetzt kann ich ordentlich Kalorien nachschieben. Hirschbraten, Salat, Kuchen und Kaffee! Alles lecker! Ich denke die Erholung heute Nachmittag wird mir ganz gut tun. Auch zwei riesengroße Wäschetrockner gibt es hier und so kann ich meine Klamotten und die Ausrüstung trocknen.
Trotz der Anstrengungen und des widrigen Wetters war es ein fantastischer Tag mit wunderschönen Bildern.
Gefahrene Höhenmeter bis heute: 3639 , verbrauchte Kalorien: 10.740
Finnland am 23.-24.06.2015
Gestern Abend bin ich bis 8 km vor die Finnische Grenze geradelt. Übernachtet habe ich im Zelt an einem schönen kleinen See. Die Landschaft ist momentan leider nicht mehr so abwechslungsreich wie weiter oben im Norden. Dafür wird die Infrastruktur etwas besser, so ist jetzt schon alle 50 km mal ein Imbiss, Souvenirgeschäft oder eine Tanke. Mineralwasser wie wir es in Deutschland kaufen gibt es hier nicht in den Supermärkten, ich habe jedenfalls keines gefunden. Ich lasse meine Flaschen immer auffüllen. Auch gibt es überall Samowars mit heißem Wasser und ich kann meine Thermoskanne mit Tee füllen, was bei diesen Temperaturen schon sehr gut ist. Die Menschen in Finnland erscheinen mir sehr freundlich und traditionsbewußt, oft mit landestypischer Kleidung. Gestern habe ich einen Radler aus der Nähe von Frankfurt getroffen, er ist über Dänemark und Schweden nach Norwegen gefahren und war 4 Wochen unterwegs. Das gibt mir Hoffnung, mein Vorhaben auch in dieser Zeit zu realisieren.
Das Fahren mit dem Radl wird im Moment zunehmend einfacher. So kann ich die Durschnittsgeschwindigkeit um gut 3 km/h erhöhen. Immerhin, möchte hier nochmal kurz erwähnen, dass ich ca. 135 Kilo durch die Landschaft bewege, also damit meine ich nicht mein Körpergewicht, sondern alles zusammen.
Heute Abend bin ich nach 9 Stunden Fahrt( reine Fahrzeit, ohne Pausen) auf einem sehr schönen Camingplatz in Schweden angekommen. Rajamaa heißt der Platz, Ort. Habe mir noch einen Hamburger 2 Cola und ein Bier gegönnt. Übernachtet wir in der Hütte, die Klamotten sind wieder mal alle nass. Es hatte gestern und auch heute teilweise ganz schön stark geregnet. Auch Cape und Regenpant helfen da nicht wirklich. Morgen geht die Fahrt weiter Richtung Südwesten, Schweden. Gesundheitlich geht es mir gut, Knie und Po machen keine Beschwerden. Es läuft!
Viele Grüße!
25.06.2015 – Richtung Süden von Muonjo nach Pajala
Die letzte Nacht habe ich auf einem Campingplatz 10 km südlich von Muonio in einer Hütte verbracht. Das war wieder mal nötig, die Klamotten allesamt nass und klamm. Der Platz liegt auf einer kleinen Insel, die über eine Brücke erreichbar ist und ist wirklich traumhaft gelegen. Weiter geht es heute an der schwedisch-finnischen Grenze nach Pajala. Ich werde heute nicht auf der E8 weiterfahren, sondern eine Nebenstrecke, die Landstraße 99. Wie sollte es anders sein, früh am Morgen als ich losfahre regnet es. Nützt nichts, die Kilometer müssen geradelt werden, also geht es los. Die Route ist wirklich sehr einsam, alle halbe Stunde mal ein Auto. Die Autofahrer sind auch sehr rücksichtsvoll und fahren in einem großen Abstand an mir vorbei. Sonst Stille, Natur und wunderbare Ansichten bieten sich mir. Über weite Teile führt der Weg direkt neben einem Fluss entlang. 20km vor Pajala wird es dann nochmal richtig anstrengend, eine 5km lange stetig ansteigende Schotterpiste. Das macht echt keinen Spaß, ist kräftezehrend und ich fluche die ganze Zeit vor mich hin. Doch wie immer, wenn es bergauf geht, geht es auch wieder bergab und so gibt es noch eine schöne Schussfahrt nach Pajala. Dort angekommen erkundige ich mich nach einem Supermarkt, kaufe Essen und Trinken für den Abend und den nächsten Tag. ( habe mir 2 Tüten Gummibärchen geleistet) Das heimische Essen fehlt mir schon sehr. Nach 122 km, 524 Höhenmeter und 3185 verbrauchten Kalorien bin ich jetzt auf einem wunderschönen Zeltplatz, Pajala Camping, direkt am Fluss.
26.06.2015 von Pajala nach Mojärv, am Polarkreis und ein Italiener aus Schmölln
Fahrt von Pajala nach Morjärv – 146 km, 701 Hm, 4024 Kalorien
Ich starte 9:00 Uhr auf dem Campingplatz in Pajala. Es fällt Regen vom Himmel, wie auch schon fast die ganze Nacht. Die Route geht heute entlang der 392 bis Tallvik und Overkalix, dann weiter ein Stück auf der E 10 bis Morjärv. Hier werde ich ab morgen wieder eine Landstraße nehmen, die 356 Richtung Boden. Den nördlichen Polarkreis habe ich heute ebenfalls passiert und das gibt mir das Gefühl, doch ein ganzes Stück nach Süden geradelt zu sein. Dem Wetter nach ist das ja eher nicht so. Der Wind kam heute fast immer aus Nord -Ost und somit hatte ich fleißige Unterstützung beim Radeln. Die Landschaft war, bis auf wenige Höhepunkte eher ein Einheitsbrei aus Wald, Wasser und Hügeln.
Habe heute einen Italiener auf einem coolen Rad getroffen. Sein Startpunkt war irgendwo am Gardasee. War total erschrocken als ich sah, dass er kurze Radlershorts trägt. Er meinte aber es ist ihm nicht zu kalt.
27.06.2015 Morjärv – Boden
27.06.2015
Am Vorabend hatte ich einige meiner Sachen im Folkehus zum Trocknen aufgehängt, war ja am Abend alles offen. Als ich nun früh meine Klamotten holen will ist die Tür verschlossen, Regenjacke und andere wichtige Sachen sind ja da drin. Schreck, hoffentlich kommt da bald jemand!
Also erstmal Zelt abgebaut, Klamotten zusammengepackt zund etwas gefrühstückt. Und da kommt auch schon ein älterer Herr mit Jeep und Hänger angefahren. Er hat einen Schlüssel, wunderbar, ich komme an meine Sachen. Gegen 9:30 geht es los, Richtung Boden. Ich erinnere mich am Vorabend an der Ortseinfahrt einen Coop gesehen zu haben. Also schnell noch dort hin und Proviant besorgt. Es sind leckere Donuts vom Vortag im Angebot, ich nehme 5 Stück und futtere die gleich auf.
Ziel ist heute mindestens Boden zu erreichen, es liegt etwas nordwestlich von Lulea und ich werde von dort aus weiter Richtung Süd-Westen fahren. Es geht vor allem darum große Hauptstraßen, wie z.B. Europastraßen zu vermeiden.
Ich hatte heute das Vergnügen ca. 20 km auf so einer Straße zu fahren, nie wieder! Ich hatte allerdings keine Wahl, ich hätte sonst über 30 km zurückfahren müssen. Und das auch nur weil ich von der geplanten Strecke abgewichen bin, ohne genau auf die Karte zu schauen. Fehler die meinen Zeitplan schon ins Wanken bringen können. Es geht nicht nur darum km zu fahren, sondern eben auch schnell und sicher ans Ziel zu kommen.
Das Wetter war heute fantastisch, zeitweise günstiger Wind, Sonnenschein, ich spüre es wird endlich wärmer. Gegen 18:00 Uhr erreiche ich die erste große Stadt, Boden. Hier gibt es alles was das Herz begehrt, Restaurants, Tennisplatz, Golfresort, Spaßbad und einen schönen Campingplatz. Heute Abend werde ich noch meine Taschen den Bedingungen anpassen und etwas umpacken. Die sommerlichen Sachen nach oben, die Daunenklamotten ganz nach unten. Evtl. werde ich morgen mal mein Solarpanel in Betrieb nehmen. Auch mein Rad mußte ich heute einer kleinen Inspektion unterziehen. Es hatte an einigen Stellen nur noch gequietscht. Etwas Öl an der richtigen Stelle wirkt hier Wunder und alles läuft wieder „wie geschmiert!“
Die Landschaft hat sich auch schon wieder verändert. Habe heute die ersten Felder und Äcker und Viehweiden gesehen. Einzelne, in der Landschaft verstreute kleine Holzhäuser und kleine Höfe. Nur Menschen bekomme ich sehr wenige auf dem Land zu sehen.